Äpfel, Trauben und Tomaten kommen oft in Plastikfolie oder Kunststoffschale daher. Riesige Plastikberge sind die Folge. Kaufen wir besser nur noch unverpacktes Obst und Gemüse oder ist die Plastikhülle im Supermarkt tatsächlich manchmal sinnvoll?
Ob Äpfel in der Plastiktüte oder der Paprika-Dreierpack im Plastikmantel. Sehr viele Obst- und Gemüsesorten sind in Plastik verpackt – große Müllberge inklusive.
Insbesondere wenn er falsch entsorgt wird, schadet Plastikmüll unserer Umwelt und verschmutzt die Ozeane. Ein Bereich, in dem sehr viel Plastik eingespart werden kann, sind Lebensmittelverpackungen – vor allem bei Obst und Gemüse.
Seit Beginn der Corona-Pandemie stieg der Plastikmüll in den Privathaushalten deutlich an. So waren es seit März rund zehn Prozent mehr Verpackungsabfälle, wie das Recyclingunternehmen „Der Grüne Punkt“ dem ZDF mitteilte. Zwar sanken die Gewerbeabfälle im selben Zeitraum, insgesamt wurde aber mehr Müll produziert. Zeit, den Plastikmüll schleunigst zu reduzieren.
Oberste Regel: Plastikmüll bei Lebensmittelverpackungen reduzieren
Wenn du Obst und Gemüse kaufst, hast du oft die Wahl zwischen einzelner, unverpackter Ware und Großpackungen in Plastikfolie oder -schalen. Hier scheint die Wahl eindeutig: Frisches Obst und Gemüse kannst du einzeln kaufen und damit Plastikverpackungen vermeiden, die nach dem Verzehr sofort zu Plastikmüll werden. Für den Transport eignen sich wiederverwendbare Mehrweg-Netze. Denn das oberste Gebot bei der Abfallwirtschaft ist die Müllvermeidung.
Wo du die Wahl hast zwischen unverpacktem Obst und Gemüse und Ware mit Plastikverpackung, solltest du also zur plastikfreien Variante greifen – auch während der Corona-Pandemie kannst du ohne Bedenken verpackungsfrei einkaufen.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin erklärt dazu, dass es keine nachgewiesenen Fälle gibt, in denen sich Menschen über kontaminierte Lebensmittel mit dem Coronavirus angesteckt hätten. Viele Menschen greifen auch weiterhin zu unverpackten Äpfeln, Tomaten und Gurken. Das Handelsunternehmen REWE beispielsweise stellte hier bei seinen Kund*innen während der Corona-Krise kein verändertes Kaufverhalten fest.
Manchmal sind Verpackungen sinnvoll
Doch ganz so einfach ist es leider nicht immer. Bei manchen Obst- und Gemüsesorten können Verpackungen notwendig sein, weil die Ware sonst schnell verderben würde. Nehmen wir zum Beispiel Salat: Ohne Schutzverpackung verdirbt Salat im Supermarkt schnell und die meisten Verbraucher*innen kaufen welken Salat nicht mehr. In solchen Fällen kann Verpackung also unnötigem Foodwaste vorbeugen.
In einem regionalen Test verzichtete REWE für ein halbes Jahr auf die Verpackung bei Bio-Obst und -Gemüse und kam zu dem Ergebnis, dass das Unternehmen mit unverpacktem Bio-Eisbergsalat bundesweit drei Tonnen Plastik im Jahr einsparen könnte. Allerdings würden durch die fehlende Plastikschutzhülle jedes Jahr voraussichtlich 18,5 Tonnen Bio-Eisbergsalat verderben, sodass sie unverkäuflich werden.
Bei anderen Blattsalaten, Bio-Brokkoli und Bio-Beeren kam REWE zu ähnlichen Ergebnissen. Brokkoli beispielsweise blüht ohne Verpackung schneller auf und verliert an Frische. Beeren sind sehr empfindlich und benötigen ebenfalls eine schützende Verpackung. Verpackungen sind deshalb nicht per se schlecht: Sie können das Obst und Gemüse schützen und länger frisch halten. Aufwendige Plastikverpackungen müssen dennoch nicht sein.
Aber: Wenn Verpackungen, dann möglichst umweltfreundliche
Auch wenn bestimmte Obst- und Gemüsesorten einen Schutz benötigen, um sie länger frisch verkaufen zu können, bleiben mehrfach umwickelte Plastikverpackungen schädlich für die Umwelt. Eine Zwischenlösung sind daher optimierte Verpackungen.
Papierverpackungen oder Verpackungen aus Pappe sind meistens eine Verbesserung zur Plastikhülle. Oft möchten Kund*innen ihr Obst und Gemüse nämlich einfach bündeln und wählen deshalb die Trauben oder Kirschtomaten in der Plastikschale. Pappschachteln reichen hier in der Regel aus – die Plastikummantelung ist meist nicht nötig. Auch Netze wie bei Zwiebeln und Kartoffeln sind eine gute Alternative.
Verpackungslösungen bei REWE
REWE hat aus seinem Unverpackt-Test Konsequenzen gezogen: Ab sofort verzichtet die Supermarkt-Kette bei Bio-Obst und Bio-Gemüse auf Verpackungen oder optimiert diese. Dadurch spart REWE jedes Jahr 210 Tonnen Plastik sowie 80 Tonnen Papier ein. Wo ein Verzicht auf die Verpackung nicht möglich ist, werden die Verpackungen optimiert.
Insgesamt hat die REWE Group bereits mehr als 2.000 Eigenmarkenverpackungen umweltfreundlicher gestaltet – getreu der Devise: Vermeiden, Verringern, Verbessern. Dadurch werden jährlich alleine bei REWE und PENNY rund 8.000 Tonnen weniger Kunststoffe verbraucht.
Um diese Einsparungsmenge zu erzielen, reduzieren REWE und PENNY die Folienstärken der Verpackungen und stellen vielfach von einer Folienverpackung um auf Klebebanderolen oder Klebeetiketten. Außerdem können die Kund*innen ein Mehrwegnetz kaufen und darin das Obst und Gemüse nach Hause tragen. Bei Obstschachteln werden Graspapier oder FSC-zertifiziertes Papier verwendet.
Die Erkenntnisse aus dem Unverpackt-Test überträgt REWE auch auf das konventionelle Sortiment. Seit Kurzem werden zum Beispiel gereifte Avocados und Mangos nicht mehr in Schalen verpackt und optimierte Verpackungen bei Beeren eingesetzt.
Fazit: Es liegt vor allem an uns als Käufer*innen: Wir bestimmen mit unserem Kauf, ob Supermärkte künftig mehr oder weniger (Plastik-)Verpackungen bei Obst und Gemüse einsetzen. Und auch, ab wann ein Lebensmittel als unverkäuflich gilt – hat nämlich ein Salatkopf ein welkes Blatt oder der Bio-Apfel eine kleine Delle, kann man ihn trotzdem guten Gewissens noch kaufen und essen. Wenn wir uns öfter gezielt für unperfekte Birnen, Möhren oder Kartoffeln entscheiden, verringern wir damit Lebensmittelverschwendung und tragen dazu bei, dass weniger Essen in der Mülltonne landet.
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July 27, 2020 at 01:00AM
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